Situation als Konstrukt. Zur Kritik objektivistischer Situationsdefinitionen
DOI:
https://doi.org/10.24452/sjer.23.3.4617Abstract
Der Situationsbegriff spielt in der aktuellen Lehr-Lern-Forschung eine bemerkenswerte Rolle. Damit soll die Aufmerksamkeit in spezifischer Weise auf die Tatsache gelenkt werden, dass menschliches Lernen stets unter konkreten Umweltbedingungen stattfindet und dass die Qualität der Resultate menschlichen Lernens unter anderem von der Qualität der jeweiligen Lernumgebung abhängt.
Die hohe Plausibilität dieser Feststellung begünstigt die Vernachlässigung der Frage, wieweit die jeweilige Lernumgebung lehr-lern-theoretisch nicht nur eine unabhängige, sondern auch und vor allem eine (von Lernen) abhängige Variable ist: Das als “Situation” Gekennzeichnete ist keine Tatsache im physikalischen Sinn, sondern Resultat einer Tatsacheninterpretation, also ein theoretisches Konstrukt. Das gilt auch für die lehr-lern-theoretisch postulierten (Qualitäts-) Merkmale der Situation; das sind im besonderen die Authentizität und die Komplexität wünschenswerter Lernumgebungen. Der folgende Beitrag bezweckt den Versuch, zur methodischen Klärung der Konzeption «Situiertes Lernen» beizutragen.
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